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Oktober 27, 2025

Genehmigungsverfahren bei Erneuerbaren-Projekten – BEE legt Reformvorschläge vor

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Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) hat ein umfassendes Positionspapier vorgelegt, das konkrete Vorschläge zur Entbürokratisierung von Planungs- und Genehmigungsverfahren im Bereich der erneuerbaren Energien enthält. Es deckt eine breite Palette von Technologien ab – darunter Agri-Photovoltaik, Floating-PV, Windkraft sowie Strom- und Wärmespeicher –, die künftig schneller und einfacher realisiert werden sollen, sofern ein öffentliches Interesse besteht. Ziel ist es, zentrale Hürden im Genehmigungsprozess abzubauen und den Ausbau der Erneuerbaren deutlich zu beschleunigen.

Bürokratieabbau als Schlüssel: Reformbedarf im Genehmigungsdschungel

Deutschland steht beim Ausbau erneuerbarer Energien vor steigenden Anforderungen: Der Zubau muss schneller erfolgen, Kosten sollen sinken – und Verfahren müssen effizienter werden. In diesem Umfeld veröffentlicht der Bundesverband Erneuerbare Energie e. V. (BEE) ein Positionspapier mit konkreten Vorschlägen zur Entbürokratisierung von Planungs- und Genehmigungsverfahren für Erneuerbare-Projekte.

Kernforderungen auf einen Blick

Der BEE fordert einen grundlegenden Kulturwandel in der Verwaltungspraxis und eine konsequente Priorisierung der Energiewende in rechtlichen und planerischen Verfahren. Planungsprozesse müssten nicht nur schneller, sondern auch transparenter und für alle Beteiligten planbarer werden.

Zu den zentralen Forderungen des Verbandes zählen unter anderem:

  • Eine privilegierte Behandlung von Agrar-Photovoltaik-Projekten („Agri-PV“) durch baurechtliche Sonderregelungen.
  • Die Streichung spezifischer Vorgaben bei schwimmenden Solaranlagen, um flexiblere Nutzung von Wasserflächen zu ermöglichen.
  • Eine klare Verankerung von Energiespeichern im Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) als Anlagen von überragendem öffentlichem Interesse.
  • Standardisierung und Digitalisierung von Genehmigungsverfahren, z. B. digitale Plattformen, Checklisten und verbindliche Fristen.
  • Entlastung von Behörden durch vereinfachte Verfahrensabläufe.

Warum gerade jetzt handeln?

Die Bundesregierung hat mit ihrer sogenannten „Modernisierungsagenda“ bereits erste flankierende Maßnahmen auf den Weg gebracht, um Planungs- und Genehmigungsprozesse effizienter zu gestalten. Dazu zählen unter anderem digitale Verfahren, neue Zuständigkeiten und ein beschleunigter Rechtsrahmen. Doch nach Einschätzung des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE) und weiterer Branchenvertreter greifen diese Schritte zu kurz.

Ohne weitergehende strukturelle Reformen und eine klare Priorisierung erneuerbarer Projekte im öffentlichen Interesse bestehe die Gefahr, dass Deutschland sich beim Ausbau seiner Energieinfrastruktur selbst ausbremst. Die Verbände warnen eindringlich: Bleiben die Kapazitäten für Genehmigungen auf dem bisherigen Niveau, drohen massive Verzögerungen – und mit ihnen das Verfehlen der Klimaziele.

Ursula Heinen-Esser, Präsidentin des BEE, meint dazu: „Ein deutlicher Bürokratieabbau ist eine Grundvoraussetzung für das Gelingen der Energiewende. Aktuell wird kostbares Potenzial verschenkt, weil erneuerbare Projekte in unnötig langen Genehmigungsverfahren festhängen und Netzbetreiber überfordert werden.“

Konsequenzen für Projektträger und Investoren

Für Projektträger bedeuten die Vorschläge des BEE vor allem eines: eine spürbare Vereinfachung und Beschleunigung zentraler Abläufe. Durch klar definierte Zuständigkeiten, standardisierte Prozesse und eine bessere digitale Unterstützung könnten viele Unsicherheiten in der Projektplanung entfallen. Das schafft nicht nur rechtliche Klarheit, sondern reduziert auch den zeitlichen und personellen Aufwand erheblich.

Gleichzeitig können sich dadurch auch die Gesamtkosten eines Projekts verringern – etwa durch kürzere Vorlaufzeiten und geringeres Risiko im Genehmigungsprozess. Auch für Investoren bringt das Vorteile: Sie erhalten eine deutlich besser einschätzbare und kalkulierbare Projektpipeline, was die Risikobewertung vereinfacht und die Finanzierungsmöglichkeiten deutlich verbessert. Letztlich sorgt das für mehr Dynamik im Markt und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit von Erneuerbaren-Projekten insgesamt.

Risiken bei weiterem Status quo

Bleiben umfassende Reformen aus, gefährdet das nicht nur die Ausbauziele, sondern auch die Planungs- und Investitionssicherheit für Unternehmen und Kommunen. Die Folge wären zunehmende Verzögerungen, höhere Kosten und ein erheblicher Vertrauensverlust in die Umsetzungsfähigkeit der Energiewende.

Ohne Reform drohen mehrere Risiken:

  • Verzögerungen beim Zubau von Wind-, Solar- und Speicheranlagen.
  • Steigende Kosten durch längere Verfahren.
  • Investoren könnten sich stärker Märkten mit besseren Rahmenbedingungen zuwenden.
  • Die öffentliche Akzeptanz kann leiden.

Wege in die Umsetzung

Damit aus Empfehlungen konkrete Verbesserungen werden, braucht es jetzt politischen Willen, klare Zuständigkeiten und eine enge Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Kommunen. Der BEE betont, dass viele Maßnahmen kurzfristig umsetzbar wären – wenn sie konsequent priorisiert werden.

Zu den konkreten Ansatzpunkten zählen:

  • Entwicklung von Standard-Genehmigungsmodulen.
  • Digitalisierung von Genehmigungsverfahren.
  • Einführung verbindlicher Fristen und Eskalationsstufen.
  • Bündelung von Verfahren auf Landes- oder Bundesebene.
  • Regelmäßige Evaluation der Genehmigungs-Performance.

Schlussfolgerung und Ausblick

Die Vorschläge des Bundesverbands Erneuerbare Energie e. V. machen deutlich: Der Abbau bürokratischer Hürden ist kein nettes Extra, sondern eine grundlegende Voraussetzung für das Gelingen der Energiewende. Mit vereinfachten Verfahren für Agri-Photovoltaik, dem Streichen überflüssiger Vorgaben bei schwimmenden Solaranlagen und einer klaren gesetzlichen Einordnung von Speichern im Energiewirtschaftsgesetz legt der Verband ein umfassendes Reformpaket vor.

Das Ziel: zügiger, kosteneffizienter und mit breiterer gesellschaftlicher Zustimmung voranzukommen. Wenn Deutschland diese Forderungen zeitnah aufgreift und umsetzt, steigen die Chancen, die Ausbauziele zu erreichen und die Wettbewerbsfähigkeit im Bereich der erneuerbaren Energien langfristig zu sichern.

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