
Photovoltaikanlagen haben dabei geholfen, die Strompreise in Deutschland jährlich um mehrere Milliarden Euro zu senken. Auf Basis einer Untersuchung, die das belegt, fordert der Bundesverband Solarwirtschaft den weiteren Ausbau als zentralen Beitrag zur Energiewende.
Laut einer neuen Studie im Auftrag des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW-Solar) haben Solarstromanlagen im Jahr 2024 den Strompreis in Deutschland um rund 6,1 Milliarden Euro gesenkt. Die Untersuchung eines namhaften Beratungsunternehmens belegt damit erstmals in dieser Deutlichkeit den sogenannten Merit-Order-Effekt für Photovoltaik. Besonders in Zeiten hoher Einspeisung drückt der kostengünstige Solarstrom teure fossile Kraftwerke aus dem Markt. Dieser Effekt hat einen direkten Einfluss auf den Börsenstrompreis.
„Ohne den Beitrag der Photovoltaik wären die Strompreise für Verbraucher und Industrie deutlich höher ausgefallen“, sagt Jörg Ebel, Präsident des BSW-Solar. „Die Politik muss jetzt die Weichen stellen, damit diese Entlastung weiter wirken kann.“
Der Merit-Order-Effekt wirkt besonders deutlich in Zeiten hoher PV-Einspeisung. Wenn die Sonne scheint, drängen Solarstromanlagen konventionelle Kraftwerke aus dem Markt, weil sie Strom zu nahezu null variablen Kosten einspeisen. Dadurch sinkt der Börsenpreis, da der Strompreis vom teuersten noch benötigten Kraftwerk bestimmt wird.
Fällt dieses durch hohe Einspeisung aus dem Markt, rückt ein günstigeres nach, was den Gesamtpreis nach unten drückt. Dieser Mechanismus spart laut Studie mehrere Milliarden Euro jährlich ein und wirkt sich dämpfend auf die allgemeinen Stromkosten aus, die laut der Studie ohne Photovoltaik im Jahr 2024 um etwa 15 Prozent höher ausgefallen wären. Und das selbst, obwohl Endkunden nicht direkt am Spotmarkt einkaufen.
Für private Haushalte bedeutet dies mittel- bis langfristig niedrigere Stromkosten, da der Börsenpreis ein zentraler Bestandteil der Stromtarife ist. Auch energieintensive Unternehmen profitieren direkt. Denn mit sinkenden Stromkosten steigt ihre Wettbewerbsfähigkeit. Gleichzeitig entlastet die Photovoltaik das Stromnetz und reduziert die Importabhängigkeit von fossilen Energieträgern.
Neben den direkten finanziellen Vorteilen sorgt der zunehmende Einsatz von Photovoltaik auch für eine stabilere Strompreisentwicklung. Da Sonnenenergie unabhängig von globalen Brennstoffmärkten ist, sinkt die Anfälligkeit für Preisschwankungen etwa durch geopolitische Krisen oder Lieferengpässe. Für die Wirtschaft bedeutet das mehr Planungssicherheit bei minimierten Energiekostenrisiken. Zudem fördert ein wachsender Photovoltaikmarkt Innovationen. Das betrifft die Bereiche Stromspeicher, Lastmanagement und Digitalisierung. Hier entstehen zudem neue Arbeitsplätze und die technologische Souveränität Europas wird gestärkt.
Trotz der positiven Effekte, die nun in der Studie belegt sind, stagniert der notwendige Zubau vielerorts. BSW-Solar fordert daher eine Beschleunigung der Genehmigungsverfahren, eine verlässliche Einspeisevergütung und bessere Bedingungen für Mieterstrom, Agri-PV und Speicherintegration. Auch die Flächenverfügbarkeit müsse ausgebaut werden, etwa durch PV auf Parkplätzen oder an Verkehrswegen.
Die breite Palette der Herausforderungen zeigt, dass eine konzertierte Aktion notwendig ist, um die Lehre aus der Studie zeitnah in spürbare Effekte umzusetzen, die auch nachhaltig wirken.
So vielfältig stellen sich die Herausforderung dar:
Eines zeigt die Studie deutlich: Photovoltaik ist längst kein Kostenfaktor mehr, sondern ein wirtschaftlicher Stabilitätsanker. Je mehr Solarstrom erzeugt und genutzt wird, desto stärker fällt der preisdämpfende Effekt aus. Bis 2030 könnten laut Berechnungen die Börsenstrompreise um bis zu 23 Prozent sinken. Das setzt voraus, dass die Politik den Ausbau der Solarenergie konsequent vorantreibt.
Konkret liegt die anspruchsvolle Aufgabe darin, die Bemühungen bei Bund, Ländern und Kommunen stärker zu koordinieren, damit eine echte Zusammenarbeit entsteht. Der deutsche Föderalismus bietet dabei Chancen, stellt aber auch Herausforderungen dar: Während der Bund den regulatorischen Rahmen und die Ausbauziele vorgibt, entscheiden Länder und Kommunen maßgeblich über Flächennutzung, Genehmigungen und konkrete Umsetzungsbedingungen. Ohne gemeinsame Strategien und abgestimmte Verfahren drohen ambitionierte Solarziele an regionaler Bürokratie oder politischen Widerständen zu scheitern. Der Erfolg der Energiewende hängt daher auch davon ab, wie gut die föderalen Ebenen kooperieren und Solarprojekte lokal wie national mittragen.
Die aktuellen Studienergebnisse zeigen unmissverständlich, dass Photovoltaik längst nicht mehr nur ein ökologisches Vorzeigeprojekt ist, sondern ein zentraler Hebel für wirtschaftliche Stabilität und bezahlbare Energie. Solarstrom wirkt preisdämpfend auf den Großhandelsmarkt, mindert die Abhängigkeit von volatilen Gas- und Kohlepreisen und reduziert die volkswirtschaftlichen Kosten der Energieversorgung. Damit wird die Photovoltaik zu einem strategischen Baustein für die Resilienz des gesamten Energiesystems.
Wenn Deutschland seine Energiepreise langfristig bezahlbar halten und zugleich die Klimaziele erreichen will, führt kein Weg an einem massiven, flächendeckenden Ausbau der Solarenergie vorbei. Photovoltaik ist mehr als ein Teil der Lösung, sie ist ein Grundpfeiler für eine sichere, wirtschaftliche und nachhaltige Energiezukunft.