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November 18, 2025

Photovoltaik überrascht – Oktober bringt starken Zubau, aber auch neue Sorgen

Photovoltaik-ueberrascht

Die Bundesnetzagentur erwartet im Oktober einen PV-Zubau von 1.145,8 MW. Damit wird erneut die Gigawatt-Marke überschritten, doch der Wert bleibt klar hinter dem Vorjahr zurück. Nachmeldungen könnten die endgültige Zahl noch leicht erhöhen.

Zubau überschreitet erneut die Gigawatt-Marke

Die Bundesnetzagentur erwartet für den Oktober einen Photovoltaikzubau von 1.145,8 Megawatt. Damit liegt der Wert erneut über der Gigawatt-Schwelle und zeigt, dass der Ausbau weiter vorankommt. Doch auch wenn Photovoltaik überrascht, bleibt im Vergleich zum Vorjahr ein deutlicher Rückstand. Im Oktober 2024 wurden noch rund 1.761 Megawatt zugebaut. Die aktuellen Prognosen basieren auf einer Auswertung des Marktstammdatenregisters vom 13. November. Da Meldungen bis zu vier Wochen verspätet eingehen können, werden die endgültigen Zahlen voraussichtlich noch leicht steigen.

Die Bundesnetzagentur erklärt: „Die Oktoberwerte basieren auf den bis zum 13. November eingegangenen Meldungen. Nachträgliche Eintragungen können den Wert erhöhen.“ Gleichzeitig weist die Behörde darauf hin, dass insbesondere im Bereich der Dachanlagen eine deutliche Abschwächung zu beobachten ist.

Dachanlagen fallen deutlich zurück

Mit knapp 442 Megawatt wurde bei Dachanlagen der niedrigste Monatswert des Jahres registriert. Für viele Branchenexperten ist das ein Warnsignal. Gerade Dachanlagen tragen dazu bei, Strom dezentral zu erzeugen und Netzstrukturen zu entlasten.

Im Markt wächst daher die Sorge, dass ein dauerhaft schwacher Dachsektor den Fortschritt beim Ausbau der Photovoltaik bremst. Fachleute fordern schnellere Genehmigungen, weniger Bürokratie und bessere Anreize, damit private und gewerbliche Dächer wieder stärker zum Gesamtzubau beitragen. Zumal der Ausbau auf Dächern keine Flächenverbrauch nach sich zieht.

Freiflächenanlagen stabilisieren das Ergebnis

Deutlich besser entwickelt sich der Bereich der Freiflächenanlagen. Insgesamt 168 neue Solarparks gingen im Oktober ans Netz und trugen 576,2 Megawatt zum Gesamtzubau bei. Dieser starke Wert stabilisiert das Gesamtergebnis, kann die Schwäche im Dachsegment aber nicht komplett ausgleichen. Diese Entwicklung zeigt, wie deutlich sich die Marktsegmente derzeit voneinander entfernen.

Gleichzeitig wird sichtbar, dass große Solarparks eine zentrale Rolle übernehmen, wenn andere Bereiche ins Stocken geraten. Sie liefern hohe Leistungen und gleichen kurzfristige Schwankungen im Ausbau aus. Für viele Projektierer bleibt jedoch die Flächenverfügbarkeit ein wiederkehrendes Hindernis, das den Ausbau zusätzlich bremst.

Deshalb rückt zunehmend Agri-PV in den Fokus. Diese Form der Photovoltaik verbindet landwirtschaftliche Nutzung mit Stromerzeugung und gilt als wichtiger Baustein, um Flächenkonflikte zu reduzieren. Fachleute sehen darin eine Chance, den Freiflächenzubau breiter aufzustellen und zugleich Akzeptanz in ländlichen Regionen zu stärken.

Mini-PV verliert weiter Dynamik

Auch der Markt für Mini-PV, also Stecker-Solargeräte, verliert an Tempo. Während Balkonkraftwerke in den vergangenen Jahren für hohen Schwung gesorgt haben, fällt das Wachstum nun deutlich ab. Gründe sind regulatorische Unsicherheiten, weniger Anreize sowie eine teils erreichte Marktsättigung in städtischen Regionen.

Hinzu kommt, dass sich viele Verbraucher angesichts veränderter Förderbedingungen und uneinheitlicher technischer Vorgaben zurückhalten. Fachleute sehen dennoch Potenzial: Wenn Genehmigungen vereinfacht und Standards vereinheitlicht werden, könnte Mini-PV wieder mehr Schwung aufnehmen, vor allem in Mietshäusern und dicht bebauten Stadtgebieten.

Wachstum reicht nicht für die Klimaziele aus

Der Oktober 2025 zeigt ein gemischtes Bild. Einerseits lässt sich ein solider Zubau verzeichnen, andererseits sind warnende Signale aus wichtigen Marktsegmenten wahrnehmbar. Branchenverbände betonen, dass Deutschland monatlich mindestens 1,5 bis 1,8 Gigawatt installieren muss, um die ehrgeizigen Ausbauziele bis 2030 zu erreichen. Die aktuellen Werten belegen, dass der Markt spürbar darunterbleibt.

Branchenvertreter sind sich darin einig, dass der aktuelle Ausbau zwar Fortschritte zeigt, das Tempo jedoch nicht ausreicht. Ohne einen stabilen und wachsenden Dachmarkt könnten die Ausbauziele klar verfehlt werden. Zu den zentralen Hindernissen zählen weiterhin Bürokratie, lange Wartezeiten beim Netzanschluss und begrenzte Installationskapazitäten.

Entscheidend wird der Winter

Für die kommenden Monate wird entscheidend sein, ob vereinfachte Anschlussprozesse und neue regulatorische Vorgaben tatsächlich Wirkung zeigen. Mit dem Solarpaket I hat die Bundesregierung bereits wichtige Grundlagen gelegt, etwa schnellere und weniger bürokratische Netzanschlüsse sowie verbesserte Bedingungen für Dachanlagen ab 40 Kilowatt.

Auch die bestehenden Fördermechanismen aus dem EEG, darunter Einspeisevergütungen und Marktprämien für Anlagen bis 100 Kilowatt, sollen den Ausbau stützen. Zusätzlich stehen bundesweite Förderprogramme, zinsgünstige Kredite sowie regionale Zuschüsse bereit, die gerade für kleinere und gewerbliche Projekte relevant sind.

Ob diese Maßnahmen den nötigen Schub geben, wird sich im Winter zeigen. Steigende Energiepreise und mögliche Anpassungen bei Förderprogrammen könnten den Markt zusätzlich beeinflussen. Klar ist: Der Winter wird zum Prüfstein dafür, ob die Kombination aus neuen Regeln, vereinfachten Abläufen und finanziellen Anreizen ausreicht, um den Photovoltaikausbau wieder näher an das politisch gewünschte Tempo heranzuführen.

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