
Die Expertenkommission zum Energiewende-Monitoring kritisiert, dass das aktuelle Marktdesign nicht mehr zu einem System passt, das stark von erneuerbaren Energien geprägt ist. Damit steht die Energiewende am Scheidepunkt. Viele Regeln stammen aus der fossilen Ära und ignorieren die neuen Anforderungen durch Solar- und Windkraft. Die Kommission fordert daher ein modernes Strommarktdesign, das Flexibilität belohnt, Investitionen steuert und höhere Effizienz ermöglicht.
Deutschland steht vor der Herausforderung, ein Strommarktsystem zu modernisieren, das noch aus einer Zeit stammt, in der fossile Kraftwerke das Fundament der Energieversorgung bildeten. Heute bestimmen jedoch Solar- und Windenergie zunehmend die Einspeisung – und damit auch die Preis- und Lastverläufe. Die Expertenkommission zum Energiewende-Monitoring weist darauf hin, dass viele bestehende Regeln diesen Wandel nicht abbilden. Sie fordert ein Marktdesign, das flexible Technologien belohnt, investitionsfreundliche Rahmenbedingungen schafft und Effizienzpotenziale konsequenter nutzt.
Zudem befindet sich der Stromsektor mitten in einem tiefgreifenden Transformationsprozess. Während erneuerbare Energien immer größere Anteile übernehmen, passen die aktuellen Netzsignale und Marktmechanismen nicht mehr zu diesem dynamischen Umfeld. Bleibt eine Reform aus, drohen steigende Kosten, Fehlanreize und eine wachsende Zahl abgeregelter Wind- und Solaranlagen. Die Experten mahnen deshalb, Reformen schnell umzusetzen, damit die Energiewende nicht ausgebremst wird und das Stromsystem zuverlässig mitwächst.
Der Bericht nennt drei zentrale Felder, in denen neue Impulse notwendig sind. Erstens sollen Strompreise transparenter abbilden, wann viel Strom verfügbar ist und wann er knapp wird. Diese Preissignale helfen Verbrauchern, Unternehmen und flexiblen Anlagen, ihren Verbrauch gezielt anzupassen. Zweitens fordert die Kommission eine strategische Planung für den Ausstieg aus fossilen Energieträgern. Infrastruktur für Öl und Gas müsse gezielt transformiert werden, statt einfach weiterzulaufen. Drittens brauche es eine Stärkung der Energieeffizienz, die in den vergangenen Jahren zu wenig Fortschritte gemacht hat.
Dazu eine Stimme aus der Expertenkommission:
„Die Energiewende kommt voran, doch der aktuelle Monitoringbericht zeigt: Insbesondere bei den Themen Versorgungssicherheit, Netzinfrastruktur und Energieeffizienz bestehen weiterhin erhebliche Herausforderungen.“
Kommissionsmitglied Veronika Grimm ergänzt diese Aussage folgendermaßen:
„Wir müssen stärker auf Marktsignale setzen, um Investitionen zielgerichtet zu lenken und die Kosten im Rahmen zu halten.“
Die Kommission weist darauf hin, dass Investitionen heute oft nicht dort stattfinden, wo sie den größten Nutzen entfalten. Fehlende Preisdynamiken erschweren den Ausbau flexibler Technologien wie Großspeicher, steuerbare Verbraucher oder intelligente Energiemanagementsysteme. Mit einem präziser gesteuerten Markt könnten diese Technologien mehr Wirkung entfalten, die Netze entlasten und erneuerbare Energien besser integrieren. Vor allem Speicher und flexible Lasten gelten als Schlüssel, um die volatilen Erzeugungsmengen auszugleichen und das System stabil zu halten.
Ein Strommarkt, der Knappheit und Überschuss klar zeigt, könnte Innovationen massiv beschleunigen. Unternehmen hätten stärkere wirtschaftliche Gründe, in flexible Kapazitäten zu investieren. Haushalte mit PV-Anlagen, Wärmepumpen oder Elektroautos könnten Preissignale nutzen, um günstigere Zeiten zu wählen und so ihre Stromkosten zu senken. Netzbetreiber würden davon profitieren, weil Lastspitzen sinken und Engpässe leichter vermeidbar sind.
Auch die Integration erneuerbarer Energien würde effizienter. Statt überschüssigen Solar- oder Windstrom abzuregeln, könnten Speicher und flexible Verbraucher ihn aufnehmen und sinnvoll nutzen. Die Kommission sieht darin einen zentralen Baustein für ein klimaneutrales Energiesystem, das gleichzeitig kosteneffizient arbeitet.
Die Experten fordern die Politik auf, rasch zu handeln. Sie warnen davor, dass ein veraltetes Marktdesign den Ausbau erneuerbarer Energien ausbremst und Kosten unnötig in die Höhe treibt. Die Bundesregierung soll daher bereits 2026 konkrete Reformvorschläge vorlegen, die Preistransparenz, Flexibilität und Effizienz stärken. Entscheidend sei, dass der Markt künftig jene Technologien fördert, die Stabilität und Klimaschutz zugleich bringen.
Die Kommission macht deutlich: Nur ein marktgetriebenes, klar gesteuertes System kann die Energiewende langfristig tragfähig machen. Die Reform des Strommarktdesigns gilt daher als einer der wichtigsten Schritte der kommenden Jahre, um Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und Klimaziele zu vereinen.