
Laut aktuellen Auswertungen des Fraunhofer ISE über die Plattform Energy-Charts haben erneuerbare Energien im Oktober 2025 einen neuen Höchstwert erreicht: Sie deckten 64,2 Prozent der öffentlichen Nettostromerzeugung in Deutschland. Damit setzt sich der Aufwärtstrend beim Anteil grüner Energien weiter fort. Und das trotz eines insgesamt rückläufigen Stromverbrauchs im Vergleich zum Vorjahr.
Der größte Anteil an der Stromerzeugung entfiel auf die Windkraft, die mit fast 35 Prozent zur öffentlichen Nettostromerzeugung beitrug. Damit bestätigt sie erneut ihre Schlüsselstellung in der Energiewende. Auch die Photovoltaik konnte überzeugen: Mit einem Anteil von 9,8 Prozent und einer Erzeugung von über 3,8 Terawattstunden stellte sie einen neuen Oktober-Rekord auf.
Dies belegt ein Blick auf die Jahreserzeugung von Solarstrom eindeutig. 69,5 Terawattstunden verzeichnete Energy-Charts einschließlich Oktober 2025 bei der öffentlichen Nettostromerzeugung. Das bedeutet, dass bereits an die 10 Terawattstunden mehr als im Gesamtjahr 2024 erzeugt wurden. Der starke Zubau neuer Solaranlagen und günstige Wetterbedingungen spielten hierbei eine zentrale Rolle.
„Der Oktober zeigt, dass wir auf dem besten Weg sind, den Erneuerbaren-Anteil ganzjährig deutlich über 60 Prozent zu halten – jetzt müssen Netzausbau und Speicherkapazitäten mitziehen“, erklärte Prof. Bruno Burger, Energieexperte vom Fraunhofer ISE.
Die Kohleverstromung verliert immer mehr an Bedeutung: Wurden 2015 noch mehr als 25 Terawattstunden im Oktober aus Kohle gewonnen, waren es 2025 nur noch 7,8 Terawattstunden. Der Börsenstrompreis sank im Oktober durch das hohe Angebot erneuerbarer Energien auf den niedrigsten Stand seit vier Jahren und lag bei 82,47 Euro pro Megawattstunde.
Damit ging die konventionelle Stromerzeugung aus fossilen Energieträgern im Vergleich zum Vorjahresmonat weiter zurück. Insbesondere die Einspeisung aus Gaskraftwerken sank spürbar, was sowohl auf hohe Marktpreise als auch auf politische Ziele zur Emissionsreduktion zurückzuführen ist.
Ein Blick über die Landesgrenze belegt den Trend. Photovoltaik ist europaweit auf dem Vormarsch. Rund 17,35 Terawattstunden, erzeugt durch Photovoltaikanlagen in der Europäischen Union allein im Oktober 2025, sind fast dreimal so viel Solarstrom wie noch vor zehn Jahren zur gleichen Zeit. Dieser Fortschritt beeindruckt und macht Mut. In den ersten zehn Monaten des Jahres 2025 trug Photovoltaik allein 257,2 Terawattstunden zur öffentlichen Nettostromerzeugung bei. Damit wurden die 234 Terawattstunden des gesamten Vorjahreszeitraums deutlich übertroffen.
Dieser Zuwachs ist nicht nur das Ergebnis eines beschleunigten Ausbaus, sondern auch ein Beleg für die zunehmende Effizienz moderner Solartechnologien. Länder wie Spanien, Italien, die Niederlande und Deutschland gehören zu den Vorreitern, aber auch osteuropäische Staaten holen mit großen Projekten auf. Die EU-Klimaziele, steigende CO₂-Preise und nationale Förderprogramme treiben die Entwicklung weiter voran. Die gestiegene Stromerzeugung aus Photovoltaik trägt zudem spürbar zur Entlastung der europäischen Strommärkte bei – sowohl ökologisch als auch ökonomisch. Damit wird immer klarer: Solarstrom ist längst kein Nischenprodukt mehr, sondern ein tragender Pfeiler der europäischen Energiezukunft.
Auch wenn der Oktober klimatisch günstig war, stellt sich die Frage nach der Versorgungssicherheit in den kommenden Monaten. Die Herausforderung liegt darin, wetterabhängige Erzeugung mit Nachfrage zu synchronisieren. Hierfür braucht es neben Flexibilitätsoptionen wie Speichern und steuerbaren Lasten auch weiterhin konventionelle Reservekraftwerke. Diese jedoch als Ergänzung und nicht als Grundlast.
Die Zahlen des Oktobers bestätigen, dass die Transformation des Stromsystems weiter voranschreitet. Doch sie sind auch ein Weckruf: Ohne ausreichende Netzinfrastruktur, Investitionen in Speichertechnologien und marktgerechte Anreize für Sektorenkopplung könnte das Momentum ins Stocken geraten.
Mit Blick auf die EnWG-Novelle, den Netzentwicklungsplan und die kommende EU-Richtlinienumsetzung kommt der Politik jetzt eine Schlüsselrolle zu. Die 64,2 Prozent im Oktober könnten sich langfristig als Wendepunkt etablieren. Doch dafür müssten daraus die richtigen politischen sowie technologischen Konsequenzen gezogen werden.