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Oktober 17, 2025

Frankreich kürzt Einspeisevergütungen für PV-Anlagen bis 100 kW – Sorge um Wirtschaftlichkeit

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Mit Wirkung zum 1. Januar 2026 hat Frankreich neue Einspeisetarife für Dach-Photovoltaikanlagen beschlossen, die für Betreiber von Anlagen mit einer Leistung zwischen 9 und 100 Kilowatt teils deutliche Einschnitte bedeuten. Die staatliche Energiekommission CRE senkt die Einspeisevergütung für Überschussstrom in dieser Leistungsklasse um rund 16 Prozent auf 6,17 Cent pro Kilowattstunde. Auch die Eigenverbrauchsprämien werden nach unten angepasst. Besonders für kleine und mittelgroße Projekte im privaten und gewerblichen Bereich stellt die Reform eine wirtschaftliche Herausforderung dar.

Wer ist betroffen – und was ändert sich konkret?

Die neuen Tarife betreffen Photovoltaikanlagen mit einer Leistung zwischen 9 und 100 Kilowatt. Für diese Anlagengruppe wird die Einspeisevergütung für überschüssigen Strom ab dem 1. Januar 2026 deutlich gesenkt – auf 6,17 Cent pro Kilowattstunde, was einem Rückgang von etwa 16 % entspricht. Auch die Eigenverbrauchsprämien werden angepasst: Für Anlagen zwischen 9 und 36 kW beträgt die Prämie künftig 160 Euro pro kW, während sie für Anlagen zwischen 36 und 100 kW nur noch 80 Euro pro kW beträgt.

Anlagen mit weniger als 9 kW bleiben von diesen Änderungen unberührt: Für sie gelten weiterhin ein Einspeisetarif von 4 Cent/kWh und eine Prämie von 80 Euro/kW.

Mit dieser Staffelung verfolgt die französische Regierung das Ziel, die Förderkosten zu senken und gleichzeitig den Eigenverbrauch zu stärken. Vor allem bei größeren Projekten soll der wirtschaftliche Anreiz in Richtung intelligenter, dezentraler Nutzung des erzeugten Solarstroms verschoben werden – weg von der reinen Netzeinspeisung.

Reaktionen aus der Branche

Die Reaktionen auf die Kürzungen fallen kritisch aus. Der Branchenverband Enerplan warnt vor einem Markteinbruch im Segment der mittelgroßen Dachanlagen. Gerade diese Anlagen seien bislang ein starker Wachstumstreiber gewesen – sowohl auf öffentlichen Gebäuden, kleinen Gewerbedächern als auch bei Energiegenossenschaften.

Robert Busch vom deutschen BNE sieht ähnliche Risiken auch für vergleichbare Mechanismen in Deutschland: „Wenn Einspeisevergütungen zu stark sinken, ohne gleichzeitig Eigenverbrauch und Flexibilität zu fördern, wird der Markt ausgebremst statt modernisiert.“

Wirtschaftliche Auswirkungen auf Projekte

Die Absenkung der Vergütung hat direkten Einfluss auf die Wirtschaftlichkeitsberechnungen vieler Anlagenbetreiber. Projekte, die mit einem höheren Einspeisetarif kalkuliert wurden, verlieren an Rendite oder geraten in die Verlustzone. Auch Finanzierer und Banken reagieren empfindlich auf solche Änderungen – viele Projektkredite basieren auf stabilen Einspeiseerlösen.

In Kombination mit steigenden Installationskosten, Lieferengpässen bei Wechselrichtern oder steigenden Zinsen entsteht für Investoren und Planer eine deutlich schwierigere Ausgangslage. Selbst kleinere Korrekturen bei Vergütungssätzen können über die Rentabilität eines Projekts entscheiden.

Was bleibt unverändert?

Photovoltaikanlagen mit einer Leistung unter 9 Kilowatt sind von den aktuellen Kürzungen ausgenommen. Für diese kleinen Anlagen bleibt der Einspeisetarif unverändert bei 4 Cent pro Kilowattstunde. Auch die Eigenverbrauchsprämie in Höhe von 80 Euro pro installiertem Kilowatt bleibt bestehen. Damit sendet die französische Regierung ein klares Signal: Private Haushalte und kleine Betreiber sollen weiterhin Planungssicherheit haben und motiviert bleiben, in Solarenergie zu investieren.

Mit dieser Stabilität will die Politik insbesondere Eigenheimbesitzer schützen und zugleich die Akzeptanz für die Energiewende auf breiter Ebene stärken. In einem Umfeld, in dem größere Anlagen unter wachsendem wirtschaftlichen Druck stehen, wirken diese Regelungen wie eine gezielte Entlastung für das Kleinanlagensegment.

Langfristige Folgen für Frankreichs Solarmarkt

Frankreich gehört zu den wachstumsstärksten Solarmärkten Europas. Vor allem Dachanlagen im Segment 30–100 kW haben in den letzten Jahren einen Großteil des Marktwachstums getragen. Mit der aktuellen Anpassung setzt die Regierung ein deutliches Signal: Nur wirtschaftlich tragfähige, auf Eigenverbrauch optimierte Projekte sollen künftig gefördert werden.

Für Entwickler bedeutet das, künftig stärker auf Speicherlösungen, intelligente Verbrauchssteuerung und sektorübergreifende Integration zu setzen. Die klassische Volleinspeisung verliert an Attraktivität.

Ausblick – Neue Geschäftsmodelle gefragt

Die Kürzung der Einspeisetarife könnte sich als Wendepunkt für den französischen Solarmarkt erweisen. Statt auf garantierte Einnahmen durch Netzeinspeisung müssen Betreiber und Entwickler künftig stärker auf Eigenverbrauch und Direktvermarktung setzen. Modelle wie Mieterstrom, PPA-Lösungen oder Quartiersspeicher rücken stärker in den Fokus.

Für die Branche bedeutet das Umdenken und Anpassung – aber auch Chancen: Wer flexibel agiert und neue Erlösmodelle entwickelt, kann auch in einem gestrafften Förderumfeld erfolgreich sein.

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